Ein Netzwerk für eine nachhaltige Zukunft
Das Netzwerk der Stadtteilbeiräte Hamburg erkennt den menschengemachten Klimawandel als eine der größten Herausforderungen der Menschheit an und unterstützt sämtliche Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Situation in Hamburg sowie zu Verminderung der zu erwartenden zukünftigen Folgen beitragen.
Das Netzwerk selbst möchte das Bewusstsein für das Klima Thema in den Stadtteilbeiräten fördern und hat daher die AG Klima gegründet.
Diese Arbeitsgruppe hat das Ziel mit verschiedenen Veranstaltungen und anderen Werkzeugen die Stadtteilbeiräte untereinander mehr in den Austausch zu bringen, gemeinsame Aktionen anzuschieben und das Wissen in den einzelnen Räten zu sammeln und allen Aktiven zur Verfügung zu stellen.
„Es wird heiß hier – Die Rolle der Stadtteilbeiräte im Klimawandel“
Veranstaltung des netzwerkes vom 21. September 2024 in der Patriotischen Gesellschaft
Etwa 70 Teilnehmende aus Stadtteilbeiräten, Klima- und Umweltinitiativen sowie interessierte Bürger:innen kamen in den
Räumen der Patriotischen Gesellschaft zu einem Workshop zum Thema Klimaschutz und Klimafolgeanpassungen auf Stadtteilebene
zusammen, organisiert von der AG Klima des Netzwerks der Hamburger Stadtteilbeiräte.
Ziel der Veranstaltung war es, die Rolle der Stadtteilbeiräte und des Netzwerks der Hamburger Stadtteilbeiräte in diesem Klimakomplex konkreter zu fassen, um daraus weitere Handlungsschritte abzuleiten.
Bausteine der gut halbtägigen Veranstaltung waren eine Ausstellung von 23 Praxisprojekten auf A1 Plakaten, Impulsreferate, zwei Gruppenarbeitsphasen und eine abschließende Schlussdiskussion mit der Fischbowl-Methode.
Eine Grundlage für diesen Workshop bildete eine Fragenbogen-Umfrage innerhalb der Stadtteilbeiräten zum Thema Klimaschutz und Klimafolgeanpassungen in den eigenen Stadtteilen aus März 2024, bei dem die AG Klima sich ein erstes Bild vom Stellenwert und der Bedeutung des Klimathemas, von durchaus vorhandenen
Praxisprojekten in den einzelnen Quartieren sowie von der Bedarfslage
zum Thema machen konnte.
Willfried Maier, 1. Vorsitzender der Patriotischen Gesellschaft von 1765,
führte in seiner Eingangsrede aus, dass die Stadtteilbeiräte eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung der Klimaproblematik und deren Folgen als auch bei der Demokratieförderung einnehmen würden und sprach sich für eine Stärkung dieser Gremien aus.
Im Anschluss stellte sich die sechsköpfige AG Klima vor: Sie erläuterte zunächst den hier sehr weit gefassten „Klima“-Begriff – von Biodiversität über Foodsharing bis zu Entsiegelung und Balkonkraftwerk ist alles angesprochen – und welche Fragen sie zu der Veranstaltung bewogen hat.
Dabei bilden sich vier Kernpunkte in den Themen der zweiten Gruppenphase ab.
Input-Vorträge zum Thema des Workshops
Zunächst wurden von Annette Hillen, einer Aktiven in der AG Klima des Netzwerkes, die Ergebnisse der Umfrage zu nachhaltigen Aktivitäten der Stadtteilbeiräte präsentiert (download). Anschließend führte der AG Klima Aktive Frank Kramer die Besucher*innen mit einem Impuls-Vortrag in das Thema des Workshops ein (download).
Nina Kohlmorgen, Beraterin für Umweltkommunikation, stellte dem Publikum danach die größere Dimension von Umweltschutz und Klimaanpassung vor (download), der Klimafolgen-Experte Reza Bathaee referierte als Abschluss dieses Programmteils über Anpassungsstrategien für Städte, um auf den Klimawandel zu reagieren (download).
GRuppen-arbeiten zu verschiedenen themen
In der ersten Gruppenphase dieses Programmteils ging es vor allem darum, in kleineren Gruppen ins Gespräch zu kommen.
In dieser „Aufwärmphase“ spielten vor allem eigene Erfahrungen der Teilnehmer*innen im Zusammenhang mit Klimaarbeit vorliegt, wie diese empfunden wurde und was man sich anders gewünscht hätte.
In der zweiten Gruppenarbeit wurden zu vier vorgegeben Themen gearbeitet und sich auf die Frage konzentriert, welche Rollen Stadtteilbeiräte bei den jeweiligen Themen spielen können.
1. Linderungen von Klimaauswirkungen im Quartier
Die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels wurden dargestellt, Maßnahmen zu deren Linderung wurden erarbeitet. Einzig die Rolle bzw. Zuständigkeit der Stadtteilbeiräte bei der Umsetzung solcher Maßnahmen konnte nicht vollends geklärt werden. Mit einer klugen Klimastrategie der Steuerungsgruppe / Klima AG des Netzwerkes könnten Beiräte thematisch noch weiter zusammenwachsen und auf mehr Bürgerbeteiligung bei Klimaschutz- bzw. Klimaanpassungsmaßnahmen im Quartier drängen.
2. Lokale Klimaprojekte (LKP) - WIe man
vor der eigenen Haustür aktiv werden kann
Besonders bei LKPs können Stadtteilbeiräte verschiedene relevante Rollen einnehmen: Sie können Projekte initiieren, beraten und Informationen zu Fördermitteln beantworten. Sie können Kontakte zu den Bezirksämtern herstellen und Projekte über ihre eigenen Kanäle bekannt machen. Für die verschiedenen möglichen Rollen und Aufgaben der Stadtteilbeiräte fehlt es in vielen Bereichen an theoretischem Wissen und praktischen Handlungsanleitungen, zudem ist das Problem geringer Ressourcen (Zeit, Geld, Manpower) allgegenwärtig. Der Wunsch nach “Paket-Lösungen” für Projekte und Qualifikation der Beiräte in den Themengebieten ist deutlich geworden. Das Netzwerk kann dabei eine federführende Rolle einnehmen.
3. Aktivierender Klimaarbeit und soziale Fragen in den Quartieren
Die zunehmender Bewohnervielfalt in den Quartieren bedarf einer sozialgesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Vertrauensarbeit und neuer Nutzungsformen des öffentlichen Raums. Die verwaltungstechnische Kontrolle des öffentlichen Raums und der Wohnungsbaugesellschaften ohne soziale Wohnumfeld- und Anwohnerkonzepte gehen zu Lasten einer allgemeinen Klima- & Ressourcengerechtigkeit. Stadtteilbeiräte sollten vorzugsweise regelmäßig Initiativen einladen und vorstellen, eine gute Kommunikation und regelmäßiger Austausch fördert die Bildung von Eigeninitiative.
4. Selbstwirksamkeit im klimakomplex: Beteiligung "von oben" und "von unten"
Die Stadtteilbeiräte sollten Klimaschutz und Klimafolgeanpas-sungen besser aufnehmen, z.B. „Klimagruppen“ aktiv ansprechen und fördern, lokale Vernetzung bzw. Kontakte nutzen, um Initiativen und Bezirksämter zusammenzubringen. Die Bezirksämter sollten die Rolle der Stadtteilbeiräte und die „Vor-Ort-Informationen“ besser nutzen, anerkennen und fördern. Die Einstufung der Beiräte als „Träger öffentlicher Belange“ (TöB) ist für eine gute Zusammenarbeit und eine frühzeitige Information und Beteiligung notwendig. Der Bereich „Ehrenamt“ braucht darüber hinaus feste Strukturen für Kontinuität, Kontakt und Ansprechbarkeit.
Ergebnisse der Abschlussdiskussion (Methode Fishbowl) zur Rolle der Stadtteilbeiräte und Rolle des Netzwerks
- Beiräte und lokale Klimainitiativen sollten enger zusammenwirken und -wachsen.
- Beiräte sind gut geeignet als Kontakter und Vermittler zwischen Bevölkerung, Initiativen, Politik/Verwaltung. Aber auch hier: Ehrenamt braucht Hauptamt (d.h. es braucht festangestellte Mitarbeiter:innen zur Unterstützung)
- Beiräte können Akzeptanz schaffen durch Beteiligung und Dialog. Beteiligungsformate sind zu erweitern und anzupassen.
- Beiräte zeigen Engagement und haben gute Ideen für Klimaprojekte auf lokaler Ebene. Hier gibt es bereits viele spezifische Wissenbestände und praktische Erfahrungen in den einzelnen Stadtteilbeiräten. Diese sollten gesammelt, zusammengeführt und auch anderen Stadteilbeiräten zur Verfügung gestellt werden. Das Netzwerk kann hier Initiatorin und Projektleiterin sein.
- Beiräte können Schnittstellen sein und Brücken bauen zum Senat und zu bezirklichen Klimateams.
- Die Beiräte brauchen Wissen (Qualifikation) und konkrete Handlungsanleitungen. Dazu brauchen sie mehr Ressourcen (Zeit, Geld, Manpower)
- Klimathema und sozialer Zusammenhalt müssen zusammen gedacht werden: nicht (wieder) auf Kosten (Geld, Gesundheit, Versorgung) der Schwächsten und Ärmsten!
- Alle Beiräte in allen Bezirken sollen wie Träger öffentlicher Belange behandelt werden.
Ausstellung lokaler klimaprojekte
Der Aufruf über den Verteiler des Stadtteilräte-Netzwerks, Materialien in Text und Bild zu abgeschlossenen und laufenden Klimaprojekten für eine Ausstellung zu diesem Klimatag einzureichen, erbrachte 23 Einreichungen aus fast ebenso vielen Quartieren. Vom Nachbarschaftsgarten über die Klimawoche und das Repaircafé bis zu Photovoltaik-Modulen in Parkbänken reicht das Spektrum: insgesamt eine beindruckende Ausstellung, jedes Projekt wurde auf einem A1 Plakat vorgestellt.
Die Plakate stehen unter dem folgenden Link einzeln zu Download zur Verfügung:
fazit
Von der Atmosphäre und der Dynamik her war es eine positive Veranstaltung, die vor allem auch Gelegenheit für Austausch und Kennenlernen der über die Stadt Hamburg verstreuten Stadtteilbeiräte und -initiativen bot. Die AG Klima des Netzwerks bewertet den Workshop als gelungenen Anfang und Startpunkt für die weitere Aktivitäten der AG, auch als Impuls für eine Folgeveranstaltung. Wir sind in der lokalen Klimaarbeit noch am Anfang, eine deutliche Netzwerk- und Kooperationsbereitschaft scheint jedoch vorhanden. Erfolgreiche Praxisprojekte und Selbstwirksamkeit vor Ort sind dabei ein wichtiger Motivator.